EM 2024

Schottland im Formcheck: Unangenehmer Gegner zum richtigen Zeitpunkt

Schottland
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Am Freitagabend ist es so weit – die Europameisterschaft wird mit der Partie Deutschland gegen Schottland in der Allianz Arena eröffnet. Wir werfen in diesem Artikel daher einen genaueren Blick auf die aktuelle Form der Schotten. Worauf müssen die Deutschen besonders aufpassen? Was sind die Schwächen der Clarke-Elf? Und als wie wahrscheinlich gilt ein Auftaktsieg? 

Schottland heißt der Auftaktgegner der deutschen Nationalmannschaft und wer die EM-Qualifikation der Bravehearts verfolgt hat, wird zu dem Entschluss gekommen sein: Für die Deutschen wird das kein Zuckerschlecken. Hinter den Spaniern belegte Schottland in seiner Qualifikationsgruppe Rang zwei. Dabei brachten sie den Iberern in Glasgow deren einzige Niederlage (2:0) bei.

Die Schotten hielten zudem Erling Haalands Norweger auf Distanz, die den dritten Platz belegten und schlussendlich kein EM-Ticket zogen. Schottland hingegen verlor nur einmal – das Rückspiel in Spanien (0:2). Bereits nach acht von zehn Runden stand die EM-Teilnahme fest.

Schottlands aktuelle Form: Durchwachsen zum falschen Zeitpunkt

Für die Schotten ein schlechter Zeitpunkt, den Deutschen könnte es entgegenkommen: Die Gäste zeigten in den vergangenen Testspielen ihre Schwächen deutlich auf. Aktuell befindet sich das Team von Steve Clarke daher nicht in optimaler Verfassung. Wo drückt der Schuh? Vor allem in den vergangenen Wochen wurde deutlich, dass Schottland in ihrer Dreier- respektive Fünferkette noch zu wenig Stabilität aufweist.

Im März kam man gegen die Niederlande so richtig unter die Räder (0:4-Niederlage), auch beim überraschenden Unentschieden gegen Finnland (2:2) wurde vor kurzem deutlich, dass das Abwehrzentrum für die Gegner der Schotten viel zu leicht zu bespielen ist, die Aufteilung häufig alles andere als geordnet ist. Gerade für die deutschen Shootingstars Jamal Musiala und Florian Wirtz, die sich vor allem in den Halbräumen aufhalten, könnte das zum Vorteil werden.

Ein weiterer Faktor ist aktuell zudem die fehlende Durchschlagskraft in der Offensive. Gegen Finnland zeigte Schottland zwar gute Ansätze, grundsätzlich ist das Angriffsspiel mit den drei Offensivspielern aber wenig zwingend, man ist enorm abhängig von Mittelstürmer Lawrence Shankland.

Die Schlussfolgerung: Deutschland erwischt Schottland aktuell zum perfekten Zeitpunkt, schließlich zeigten die Bravehearts in der EM-Qualifikation auf beeindruckende Art und Weise, zu was sie in der Lage sind. Momentan ist davon aber wenig wiederzuerkennen.

Schottlands Spielweise: Körperbetont, intensiv, abgezockt

Wovon lebt also das Spiel der Schotten? Clarkes Team kommt vor allem über eine enorme Laufarbeit, ein körperbetontes Spiel. Eine hohe Intensität prägt daher die schottische Spielweise, auch gegen Deutschland wird man daher probieren, einen „zerstörerischen“ Ansatz an den Tag zu legen. Auch in der EM-Qualifikation konzentrierte sich Schottland primär auf das Spiel gegen den Ball, verzeichnete im Schnitt 46,88 Prozent Ballbesitz.

Gerade diese Art und Weise führt aber eben schnell zu Situationen, in denen die Schotten zu gewillt sind, Ballgewinne zu erzwingen – und so Räume in der Defensive anbieten. Genau da muss die deutsche Mannschaft ansetzen. Wichtig: Keines Falls die Geduld in den 90 Minuten verlieren.

Vorne setzt man auf die abgezockte Spielweise von Lawrence Shankland, der besonders im Sechszehner eine enorme Gefahr ausstrahlt. Wenn Schottland in diese Räume kommt, schlagen sie nicht selten eiskalt zu. So wird aller Voraussicht nach auch gegen Deutschland der Matchplan aussehen.

Schottlands Leistungsträger: Ein Top-Torjäger, drei PL-Stars

Auf wen setzt Trainer Steve Clarke am Freitagabend also ganz besonders? Zum einen wäre da der genannte Mittelstürmer der Schotten: Lawrence Shankland. Der 28-Jährige gilt bei den Schotten als Hoffnungsträger in der Offensive – er erzielte 21 Tore für Heart of Midlothian in der vergangenen Saison und wurde Torschützenkönig in der Scottish Premier League.

Im Sturmzentrum ist Shankland daher gesetzt und zeigte sich auch in den vergangenen beiden Testspielen in bestechender Form. Zuletzt konnte der 1,85 Meter große Angreifer gegen Finnland die zwischenzeitliche 2:0-Führung erzielen (Endstand 2:2). Jonathan Tah und Antonio Rüdiger werden sich daher ganz besonders um die Nummer 9 der schottischen Nationalmannschaft kümmern müssen.

Lawrence Shankland
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Neben Shankland verfügt Schottland über drei starke Premier-League-Stars, welche den Einzug ins Achtelfinale sichern sollen. Andrew Robertson vom FC Liverpool soll auf der linken Schienenposition sowohl das Offensiv- als auch das Defensivspiel bereichern. Zwar befand sich der 30-Jährige bei den Reds zuletzt nicht immer in bestechender Form, an einem guten Tag gehört Robertson dennoch zu den besten Linksverteidigern weltweit. Auch Joshua Kimmich dürfte mit dieser Personalie in den 90 Minuten durchaus das ein oder andere Mal ins Duell kommen.

Scott McTominay ist schließlich der nächste Top-Star, wurde beim letzten Testspiel gegen Finnland jedoch noch geschont. In der Startelf wird er gegen Deutschland dennoch erwartet. Der Mittelfeldspieler von Manchester United war maßgeblich daran beteiligt, dass sich die Bravehearts überhaupt für die Europameisterschaft qualifizierten. Der 27-Jährige ist ein klassischer Box-to-Box-Spieler, der zudem von seinem ruppigen Einsatz und seiner körperbetonten Spielart lebt. In der abgelaufenen Premier-League-Saison kam McTominay in 31 Spielen auf starke sieben Tore und einen Assist.

Der vierte Leistungsträger im Bunde, den die Deutschen ins Visier nehmen sollten, hört auf den Namen John McGinn. Der offensive Mittelfeldspieler befand sich schon bei Aston Villa in beeindruckender Verfassung und stand in 35 von 38 PL-Partien auf dem Platz. Der Linksfuß ist nicht zwingend der torgefährlichste Spieler der Schotten, arbeitet aber enorm viel für seine Mannschaft und kennzeichnet sich daher auch durch seine Laufarbeit. Zusätzlich soll er Shankland bedienen und im letzten Drittel für Gefahr sorgen. Ein Spieler also, den „Aufräumer“ Robert Andrich nicht aus den Augen verlieren sollte.

Schottlands voraussichtliche Aufstellung: Gunn – Robertson, Tierney, Hendry, Porteous, Ralston – Christie, McGregor, McTominay, McGinn – Shankland