Hätte Oliver Bierhoff nicht so genau gezielt, wäre Tschechien 1996 Europameister geworden. Doch der deutsche Mittelstürmer verdarb mit seinem Doppelpack zum 2:1 den EM-Sieg der „Reprezentace“ (auf dt.: Auswahl). Ob der tschechischen Mannschaft 2024 der große Coup gelingen könnte, zeigt der Teamcheck.
Tschechien bei der EM 2024: So lief die Qualifikation
Mit nur einer Niederlage (0:3 in Albanien) ergatterte Tschechien als Tabellenzweiter das Ticket für die EURO 2024. Der 3:1-Erfolg am ersten Spieltag gegen Polen sollte sich als vorentscheidend erweisen. Im Rückspiel reichte ein 1:1, um Robert Lewandowski & Co. auf den undankbaren dritten Platz zu verweisen.
Tschechien bei der EM 2024: Die Stars
Tomáš Souček:
Der Kapitän der „Reprezentace“ ist der Kopf im Mittelfeld. Tomáš Souček von West Ham United bestimmt das Tempo und initiiert mit seinem explosionsartigen Antritt und seinen zielgenauen Pässen immer wieder gefährliche Offensivaktionen. Zweimal Fußballer des Jahres in Tschechien (2019, 2020).
Patrik Schick:
Geradezu kometenhaft geriet sein Aufstieg nach seinem Wechsel von der AS Rom zu Bayer Leverkusen. Traf der Mittelstürmer in seiner ersten Saison 2020/21 neunmal, netzte er im Folgejahr bereits 24-mal ein und platzierte sich in der Bundesliga-Torschützenliste auf Rang zwei. Lange Zeit plagte er sich mit einer Adduktorenverletzung. Doch jetzt ist Schick wieder fit und will in Verein und Nationalmannschaft für Furore sorgen. 2021 und 2022 Fußballer des Jahres in seiner Heimat.
Adam Hložek:
Wie Schick trägt auch Adam Hložek das Trikot von Bayer Leverkusen. Der kopfballstarke Stürmer muss sich bei der Werkself mit starker Konkurrenz auseinandersetzen. Er bevorzugt die Position im Zentrum, überzeugt aber auch auf den Außenpositionen. Der bei der EM 2024 erst 21 Jahre alte Hložek hat noch eine große Zukunft vor sich.
Tschechien bei der EM 2024: Die Stärken
Tschechien verfügt mit Schick und Hložek über zwei Stürmer von internationaler Klasse. Abwehr und Mittelfeld zeichnen sich durch Robustheit und Zweikampfstärke aus. An guten Tagen können die Tschechen jedem Gegner enorme Schwierigkeiten bereiten.
Tschechien bei der EM 2024: Die Schwächen
An schlechten Tagen haben sie dagegen auch mit „Fußballzwergen“ ihre liebe Not. Im Auswärtsspiel gegen die Republik Moldau gab es in der EM-Qualifikation nach enttäuschender Leistung lediglich ein torloses Unentschieden. Gegen die Färöer mühte sich die „Reprezentace“ zu einem 1:0-Sieg. Es mangelt gerade im Mittelfeld an spielerischer Klasse.
Tschechien bei der EM 2024: Der Trainer
Ivan Hašek:
Es war ein Paukenschlag: Nach gelungener Qualifikation für die EURO 2024 trat Jaroslav Šilhavý von seinem Posten als Nationaltrainer zurück. Im Januar 2024 folgte ihm Ivan Hašek im Amt. Bevor er seine Karriere als Fußballlehrer begann, spielte Hašek u. a. für Sparta Prag und Racing Straßburg. 1997 begann er seine Karriere als Trainer (Sparta Prag, AS Saint-Étienne, Al-Fujairah SC Libanon). Für fünf Spiele betreute er die tschechische Auswahl im Jahre 2009. Nach dem Abschied von Šilhavý kehrte Hašek zurück.
Tschechien bei der EM 2024: Die größten Erfolge
WM:
Vorrunde (2006)
2. Platz (1934, 1962 als Tschechoslowakei)
EM:
2. Platz (1996)
Halbfinale (2004)
Europameister (1976 als Tschechoslowakei)
Olympische Spiele:
Gold (1980 als Tschechoslowakei)
Silber (1964 als Tschechoslowakei)
Mit der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau gelang der Tschechoslowakei der einzige Titelgewinn bei einem interkontinentalen Turnier. Bei den Weltmeisterschaften 1934 und 1962 ging die tschechoslowakische Elf im Finale jeweils mit 1:0 in Führung, verlor aber noch das Spiel: 1:2 nach Verlängerung gegen Italien bzw. 1:3 gegen Brasilien.
Tschechien bei der EM 2024: Das Abschneiden bei den letzten Turnieren
EM 2012: Viertelfinale
WM 2014: nicht qualifiziert
EM 2016: Vorrunde
WM 2018: nicht qualifiziert
EM 2020: Viertelfinale
WM 2022: nicht qualifiziert
Seit der Auflösung der Tschechoslowakei in zwei souveräne Staaten nimmt die Tschechische Republik stets an der Europameisterschaft teil – 2024 zum bereits achten Mal in Folge. Einmal stand die Auswahl im Finale (1996), einmal im Halbfinale (2004) und zweimal im Viertelfinale (2012, 2020).
Tschechien bei der EM 2024: Prognose
Wunderdinge sollte keiner von Tschechien erwarten. Es handelt sich um ein wenig spektakulär auftretendes Team, das für die K.-o.-Runde gut ist. Der Einzug in die Runde der letzten Acht wäre schon ein großer Erfolg für die „Reprezentace“.
